Die Musik BACH TUNES AND FREE TANGO ist ein Projekt, das Hans-Christian Jaenicke schon lange umtreibt. Wie Planeten, die sich gleichzeitig um zwei Sonnen bewegen, kreisen diese Stücke um das Bachsche Werk und um den Tango gleichermaßen. Sie kommen natürlich ins Schlingern, wenn sich die Gravitationskräfte in die ein oder andere Richtung verlagern. Das macht sie jazzig und schwer zu beschreiben. Jedes für sich ist völlig anders.
Die Baustelle Hans-Christian Jaenicke, Cyrille Guignard und Bernd von Ostrowski: unterschiedlicher können drei Musikerpersönlichkeiten wohl kaum sein. Wer sich die Biografien der drei ansieht, kann sich schwer vorstellen, was dabei heraus kommen soll - schließlich ist Bach mit Tango auf seriöse Weise zu verbinden ohnehin schon ein ambitioniertes Projekt. Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch die Ahnung ein, dass es nur so gehen kann. In der gefühlten Realität begegen sich hier nicht nur drei Musiker, sondern drei Generationen. Bernd von Ostrowski bringt seine immensen Erfahrungen die er als Experte der Barocken Auffürungspraxis und als Teil der Jazz-Musikgeschichte der letzten 40 Jahre gesammelt hat, mit ins Spiel. Unaufhaltsame Neugier gehört zu seinem Wesen. So begeistert er sich für die Kompositionen des jüngeren Hans-Christian Jaenicke, analysiert und durchleuchtet sie, bringt sich ein und macht sich die Werke mit großem Respekt zu eigen. Cyrille Guignard agiert intuitiver. Seine unverzichtbare Qualität im Trio: jugendliche Unbekümmertheit. Er spürt in den Kompositionen poetische Klangflächen auf, setzt eigenwillige, explosive Akzente und sorgt für aufregende, innovative musikalische Lösungen jenseits stilistischer Denkmuster. Wer ihn hört versteht sofort: Guignards musikalischer Instinkt funktioniert auch in diesem Neuland zuverlässig. Jaenicke steht da irgendwo dazwischen. Die Affinität zur Barockmusik teilt er wohl mit Ostrowski, die zum Tango eher mit Guignard. Als Komponist und Performance-Künstler denkt er jedoch ganz selbstverständlich auch die aktuellen Strömungen der Neuen Musik mit. Höchster Anspruch bei stilistisch sehr diffuser Ausgangslage, das sorgt für sehr viel Energie im Trio, die das Ensemble denn auch oft in überraschende Richtungen treibt.
Parallel zur Arbeit mit FLUTTERBAND TRIO entstehen im Atelier "BAUSTELLEeins" in Hamburg Überzeichnungen der Bachschen Autographe. Sie sind als Choreografien in einem synästhetischen Sinne zu lesen und gehören für Jaenicke in direkter Weise zum Projekt dazu.
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