FLUTTERBAND TRIO: Rezensionen
 
 

 

 

Die Zeit mit dem „Flutterband-Trio“ verging wie im Fluge

Beste Unterhaltung bot das „Flutterband-Trio“ am Sonntag auf der Tenne des Hauses Siekmann.

 

Sendenhorst - Selbst der große Johann Sebastian Bach wäre von solch exquisiter Musizierkunst begeistert gewesen. Denn in seiner Musik ging er selbst oftmals ganz innovative Wege. Die Besucher des Konzertes mit dem „Flutterband-Trio“ auf der Tenne des Hauses Siekmann waren am Sonntagnachmittag fasziniert von der lebendigen und mitreißenden Art der drei Musiker. Dass sie ihre Instrumente meisterhaft beherrschen, war schon nach den ersten Tönen des „Tango quasi Adagio“ zu hören. Keine spieltechnischen Schwierigkeiten behinderten den freien Gang der Musik. Und mit ihrer sympathischen Art hatten sie sofort einen innigen Kontakt zum Publikum hergestellt.

Hans-Christian Jaenicke unterstützte mit seinen kompetenten und gleichzeitig unterhaltsamen Moderationen als kompositorischer Kopf des Trios das Verständnis der einzelnen Werke. Der versierter Violinist und Tango-Geiger aus Leidenschaft hatte sich Zeit seines künstlerischen Schaffens immer mit dem „Standardwerk“ der Violinisten beschäftigt.

Was für den Pianisten das Wohltemperierte Klavier sind für die Violinisten die „Partiten und Sonaten“ für Violine solo BWV 1001 bis 1006. Die Nähe der barocken Musik zu höfischen Tanzweisen und ihre für damalige Zeiten revolutionäre Mehrstimmigkeit haben es Hans-Christian Jaenicke besonders angetan. Hier fand er als leidenschaftlicher Tango-Musiker parallelen in der Musikwelt, und diese hat er für diese Besetzung neu arrangiert beziehungsweise neu komponiert.

Denn er schuf zur Faszination seines Publikums ähnlich wie schon Jacques Loussier etwas ganz Individuelles, verband die argentinische Melancholie und Gefühlstiefe mit dem ganz eigenen Mikrokosmos Bach´scher Denkweise. Zitate und Melodien der berühmten Tango-Lieder von Carlos Gardel, Jagdmotive und natürlich kubanische Weisen wurden so gekonnt Elemente einer fesselnden Weltmusik.

Ob im Duo mit dem wirklich herausragenden Kontrabassisten Bernd von Ostrowski oder im Trio mit dem an der renommierten Hamburger Musikhochschule ausgebildeten Pianisten Cyrille Guignard: Hans-Christian Jaenicke bestimmte wohl den musikalischen Dialog, ließ aber seinen Kollegen immer genug Raum für deren eigene Entfaltung. Solch stimmiges Musizieren wurde vom Publikum dankbar aufgenommen, Man spürte die innere Verbundenheit der Musiker bei jedem Werk.

Die Titel wie „Tango quasi Adagio“, Tango quasi Fuga“ oder einfach „Free Teil 1,2 und 3“ zeigten einen charmanten Umgang mit Traditionen. Bei der „Milonga 040“ erlebte man percussive Spielweisen, die humoristisch eingefärbt das Programm auflockerten.

Diese bizarre Mischung unterschiedlicher Musikwelten zeigte deren Parallelen ebenso wie die Gegensätze. Die Musik war nicht nur intellektuell bestimmt, sondern sprach direkt die Gefühle an. Das zeichnete dieses Konzert besonders aus, denn rein kopflastige Versuche zur Bearbeitung der Musik von Bach gibt es leider viel zu oft. Da tat dieses exquisite Konzert besonders gut. Bei „Bach Tunes and Free Tango“ verging die Zeit wie im Fluge.

 

(Von Axel Engels)